Geschichte der Versuchswirtschaft

Nach längeren Vorarbeiten gelang es der damaligen K. K. Hochschule für Bodenkultur in Wien im Jahre 1902 dem Mangel einer Versuchswirtschaft abzuhelfen. Durch Erlaß des Ministeriums für Cultus und Unterricht wurde 1902 die beantragte Errichtung einer landwirtschaftlichen Versuchswirtschaft genehmigt.

Aus dem Kaiserlichen Familienfondsgut Esslingen bei Wien wurden zwei Außenschläge (50 ha) um einen jährlichen Pachtschilling von 2000 Kronen auf 30 Jahre an das Unterrichtsministerium zur Errichtung der Versuchswirtschaft verpachtet. Die Errichtung der Gebäude erfolgte nach den Plänen Bertele von Grenadenbergs, des kaiserlichen Baudirektors des Familienfonds. Das im Marchfeld-Barock erbaute, in seinen Stilelementen an Motive des Schlosses Eckartsau anklingende Hauptgebäude vermittelt mit seinen Nebengebäuden architektonisch einen harmonisch geschlossenen Eindruck.

Im Jahre 1913 erfolgte die Flurbereinigung in Groß Enzersdorf. Die alten Flächen wurden nur unwesentlich geändert. Daneben gelang es, eine weitere Parzelle aus dem Familienfondsbesitz (10,5 ha) zuzupachten. Das Eigentumsrecht des Familienfondsbestitzes wurde 1919 dem Kriegsgeschädigtenfonds übertragen, 1939 dem Land Österreich, 1940 dem Deutschen Reich und 1948 der Republik Österreich.

Durch den Bau des Donau-Oder-Kanals (nicht vollendet) gingen 1942 weitere 4 ha verloren, nachdem bereits 1934 ein Grundstück für den Bau der Smola-Kaserne (3,5 ha) verlorenging. Erst 1977, als durch Grundaufstockung aus dem Bestitz der Republik Österreich weitere 83 ha im Gemeindegebiet von Raasdorf an die Versuchswirtschaft fielen, wurde die heutige Ausdehnung von rund 143 ha erreicht.

An den Wirtschaftsgebäuden war seit ihrer Errichtung keine Erneuerung vorgenommen worden. 1968 wurde mit der Sanierung und Neuerrichtung begonnen, die allerdings 1973 wieder eingestellt wurde. So wurden Warmwasseraufbereitung, zwei Glashäuser, Lagerhallen für Maschinen mit Trafostation, sowie Sozialräume, Wohnungen und Werkstätten errichtet.

Nicht unerwähnt bleiben soll die seit 1903 bestehende Wetterstation der ZAMG. 1983 wurde, zusätzlich zur manuellen Erfassung, die agrarmeteorologische Station am Gelände der Versuchswirtschaft automatisiert. Im Zuge dieses Umbaues wurde eine Lysimeteranlage, mit zwei wägbaren, jeweils 7 m3 fassenden Bodenbehältern eingebaut. So gibt es für den Standort Groß Enzersdorf langjährige Aufzeichnungen der örtlichen Klimadaten.